Dicke Luft vermeiden
Ein gesundes Wohnklima bedeutet nicht nur angenehme Temperaturen, ebenso wichtig für unser Wohlbefinden ist eine gute Raumluftqualität. Wir benötigen stündlich etwa 30 m³ Frischluft, Behaglichkeit und Leistungsfähigkeit leiden rasch unter verbrauchter und stickiger Luft. Außerdem können Schadstoffe aus Baustoffen oder Möbeln die Raumluft belasten.
In jedem Haushalt werden zudem durch Kochen, Duschen, Wäschetrocknen usw. mehrere Liter Feuchtigkeit an die Raumluft abgegeben. Ohne ausreichende Lüftung kann diese Feuchtigkeit an kalten Stellen kondensieren und sich dort Schimmelpilze bilden oder Feuchteschäden am Bauwerk entstehen.
Daher ist für ein hygienisches Raumklima je nach Größe des Wohnraums und Anzahl der Personen das gesamte Luftvolumen in etwa alle ein bis zwei Stunden vollständig zu erneuern. Ausreichendes Lüften ist gerade bei KlimaHäusern besonders wichtig, da aufgrund der weitgehenden Luftdichtheit keine (energetisch auch nicht gewollten) Luftwechsel durch Ritzen und Fugen an undichten Dächern oder Fenstern erfolgen. Manuelles Fensterlüften stößt hier schnell an seine Grenzen, da praktisch alle paar Stunden die Fenster geöffnet werden müssten. Im Winter ist dies mit erheblichen Energieverlusten verbunden, die sich in Abhängigkeit der Energieeffizienz des Gebäudes auf 25% bis 50% des Verbrauchs belaufen können.
Die Verbesserung der Raumluftqualität
Eine kontrollierte Wohnraumlüftung sollte eigentlich genauso zu jedem modernen und energiesparenden Gebäude gehören wie die Wärmedämmung und eine zeitgemäße Heiztechnik. Eine nutzerunabhängige Komfortlüftung ist aber nicht nur bei Neubauten sinnvoll, sie sollte auch in Betracht gezogen werden, wenn energetisch saniert und undichte Fenster und Türen ersetzt werden.
Die durch Wärmerückgewinnung eingesparte Energie hält sich mit den Betriebs- und Wartungskosten in etwa die Waage. Entscheidend für einen hygienisch einwandfreien Betrieb ist eine korrekte Wartung, je nach Außenluftgüte sollten wenigstens einmal im Jahr die Filter gewechselt werden.
Die Vorteile einer Lüftungsanlage
Aufgrund der Wärmerückgewinnung kann auch in der kalten Jahreszeit energiesparend und ohne Komforteinbußen für Frischluft gesorgt werden. Die Zuluft kommt dabei mit der verbrauchten Abluft nicht direkt in Berührung. Im Sommer hingegen ermöglicht eine Lüftungsanlage die Nachtauskühlung ohne Belästigung durch Insekten. Dabei ist das Fensteröffnen natürlich trotzdem möglich, aber eben nicht mehr notwendig. Das kommt vor allem bei äußeren Lärmquellen wie z.B. Verkehrslärm dem Wohnkomfort zugute.
Ein weiterer Vorteil, der häufig übersehen wird, ist die Minderung der Schadstoff- und Staubkonzentration in den Innenräumen durch die Filterung der zugeführten Außenluft. So gelangen weniger Staubpartikel, Pollen, Sporen und je nach Filterart auch weniger Bakterien und Keime ins Innere, was vor allem Allergikern entgegenkommt.
Die wichtigsten Vorteile auf einen Blick:
- Gleichbleibend hohe Luftqualität
- Nutzerunabhängige Luftwechsel mit Wärmerückgewinnung
- Keine Energie- und Komfortverluste während des Lüftens
- Gefilterte Frischluft ohne Staub und Pollen
- Geringere Staubbildung und schlechtere Bedingungen für Milben
- Keine Lärmbelästigung während des Lüftens
- Reduzierung interner Schadstoffbelastungen
- Kontrollierte Feuchteabführung
- Vortemperierung der Luft Sommer wie Winter
- Keine Belästigung durch Insekten
- Keine Geruchsbelästigung
Zentral oder dezentral
Grundsätzlich unterscheidet man zentrale und dezentrale Lüftungsanlagen. Bei zentralen Anlagen wird verbrauchte Luft aus den verschiedenen Räumen über Abluftkanäle abgeführt und Frischluft über einen getrennte Kanäle zugeführt. Vergleichsweise aufwändig gestalten sich daher die Verrohrung, der Einbau von Schalldämpfern, Zu- und Abluftventilen. Für einen hygienischen Betrieb ist bei der Verrohrung auf möglichst kurze Lüftungskanäle und dichte, glattwandige Komponenten und die Möglichkeit zu deren Reinigung zu achten. Ein weiterer Punkt ist die Dimensionierung des Volumenstroms: zu hohe Strömungsgeschwindigkeiten werden als störend empfunden und starke Luftwechsel können zu unangenehm trockener Raumluft führen. Um zu häufige oder unnötige (bei Abwesenheit) Luftwechsel zu vermeiden, werden Anlagen zunehmend auch über Feuchte- und CO2-Sensoren geführt.
Etwas weniger effizient, dafür wesentlich einfacher und kostengünstiger gestalten sich dezentrale Anlagen, vor allem weil das Lüftungskanalsystem entfällt. Der Einbau erfolgt hier direkt in die Außenwand, zudem können Einzelräume individuell versorgt werden. Vor allem bei Sanierungen bieten dezentrale Anlagen interessante Möglichkeiten. Zunehmend drängen aber auch innovative Lösungen auf den Markt, bei denen die Lüftungsfunktion mit Wärmerückgewinnung im Fensterbereich integriert ist.
Regelmäßige Wartung
Wie oft die Filter ausgetauscht werden müssen, hängt vom Nutzungsverhalten und der Außenluftgüte ab. Üblicherweise steht der Filtertausch, den man selbst besorgen kann, etwa einmal im Jahr an. Zentrale Anlagen haben oft drei Luftfilter: einen groben Vorfilter sowie einen Feinfilter für die Zuluft und einen Grobfilter für die Abluft. Im Dauerbetrieb wird bei einer zentralen Lüftungsanlage jährlich eine sehr große Luftmenge im Rohsystem bewegt. Trotz Filterung führen diese geringste Anteile an Schwebstoffen mit sich. Daher kann es notwendig werden, die Lüftungskanäle nach etwa 10 bis 15 Jahren von einem Fachmann reinigen zu lassen. Bei dezentralen Lüftungsanlagen beschränkt sich die Wartung aufgrund des fehlenden Rohrsystems auf den Filtertausch.
Stichwort: KlimaHaus A
Entsprechend den Vorgaben der Europäischen Gebäuderichtlinie wird in Südtirol mit 1.1.2017 der energetische Mindeststandard auf ein KlimaHaus A angehoben. Schon heute wird jeder zweite Neubau als KlimaHaus A ausgeführt. Der Unterschied zu einem KlimaHaus B liegt zumeist im Einbau einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Beides stellt damit mittlerweile einfach den Stand der Technik beim Neubau dar.
Die Kosten einer dezentralen Lüftungsanlage liegen bei einem Einfamilienhaus mittlerweile bei wenigen Tausend Euro. Aufgrund der zahlreichen Vereinfachungen der mit 1. Juli 2015 in Kraft getretenen KlimaHaus-Richtlinie dürfte in den allermeisten Fällen ein KlimaHaus A heute sogar günstiger sein, als ein KlimaHaus B der Vergangenheit. Dabei sind die Einsparungen über die Lebensdauer hinweg noch gar nicht mit eingerechnet.
Diesen Artikel finden Sie auch im gedruckten Baufuchs 2017