Der Ofen – das Herzstück der Wohnräume
Die Gestaltung eines Ofens lässt viel Spielraum für Kreativität und Design. Wichtig ist es, zuerst aber das geeignete Ofensystem zu finden, das den Erfordernissen der Räumlichkeiten, den Lebensgewohnheiten der Bewohner und den Erwartungen an Wärme und Behaglichkeit entpricht.
Der Kachelofen
Der Kachelgrundofen
Der Kachelgrundofen ist die älteste und die gesündeste Art zu heizen. Unübertroffen ist die Behaglichkeit, die ein Grundofen ausstrahlt. Er sorgt für das ideale Raumklima im Hinblick auf Strahlungswärme, Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit.
Der Grundofen ist ein Speicherofen. Er wird an Ort und Stelle handwerklich aufgebaut und besteht aus keramischer oder gemauerter Speichermasse. Die günstigste mittlere Oberflächentemperatur beträgt 50– 90°C. Sie kann in Feuerraumnähe 150°C erreichen. Aufgrund der geringen Leitfähigkeit des keramischen Speichers wird die Wärme nur langsam abgegeben. Die Oberfläche des Ofens gibt dementspredend pro qm nur 700 - 1000 kcal Heizleistung pro Stunde ab. Je dicker und je träger die Speichermasse ist, desto länger braucht der Ofen bis seine Außenwände richtig warm werden. Er ist damit nicht für das schnelle Aufheizen geeignet. Dafür gibt er seine Strahlungswärme gleichmäßig und langsam ab und heizt mit einem Anfeuern bis zu 12 Stunden lang.
Ein Grundofen kann gemauert oder mit keramischen Fliesen verkleidet sein. Er eignet sich sehr gut als frei stehendes Element, kann aber auch durch eine oder mehrere Wände hindurchgebaut werden. So können auch andere Räume mitbeheizt werden. Der Feuerraum im Grundofen liegt direkt am Kachelmantel an. Der Rauch wird über keramische Züge zum Schornstein geführt.
Der Warmluftkachelofen
Ein Warmluft-Kachelofen ist für verschiedene Anwendungen geeignet. Er erwärmt sich rasch und gibt diese Wärme auch sehr schnell wieder an die Umgebung ab. Damit kann man mehrere Räume in verschiedenen Etagen beheizen. Wegen seiner Konstruktion und Wirkungsweise sollte dieser Ofentyp bereits in der Planungsphase des Hauses mit berücksichtig werden. In einem Kachelmantel steht ein vorgefertigter Gussheizeinsatz mit einem exakt abgestimmten Abstand zur Kachelwandung. Dieser Abstand dient als Heizkammer der gesammelten Raumluft. Sie strömt von unten in diese Kammer ein, erwärmt sich an den Heizflächen und steigt nach oben. Dabei erwärmt sich die Kachelfläche mit. Die warme Luft tritt entweder über die Luftgitter in den Raum aus oder erreicht über die Warmluftschächte andere Räume. Die Warmluftzufuhr zu den einzelnen Räumen wird über Klappen und Schieber geregelt. Warmluftofen und Grundofen können auch miteinander kombiniert werden.
Der Kaminofen
Wenn ein Haus gut gedämmt ist und die richtige Ofengröße zum Raum gewählt wird, kann der Kaminofen das ganze Jahr hindurch einen Großteil der Hausheizung übernehmen. Kaminöfen geben ihre Wärme ohne lange Vorlaufzeiten sofort ab. Die meisten Geräte zeichnen sich durch große Heizleistung und geringen Wärmeverlust aus. Die tatsächlich genutzte Energie von Kaminöfen liegt bei ca. 80 %, bei geschlossenen Türen. Fast alle Kaminöfen können mit Holz und Brikett betrieben werden. Das Feuer braucht Sauerstoff und deshalb muss im Raum eine ausreichende Frischluftzufuhr gegeben sein. Die Ausstattungsvarianten der Kaminöfen sind vielseitig. Teilweise werden Sie mit Backofen oder mit Warmhalteplatten angeboten.
Der Specksteinofen
Der Speckstein diente den Finnen vor Jahrhunderten als Wärmflasche, sie nahmen nicht etwa ein Kuscheltier zum Aufwären mit ins Bett, sondern einen Stein, einen Speckstein. Speckstein besitzt die Eigenschaft, Wärme sehr lange zu speichern und sehr langsam an die Umgebung abzugeben. So wurde in Finnland ein Grundofen mit einem völlig anderen Feuerungsverhalten entwickelt. Dieser Ofen besteht zu 99 Prozent aus Speckstein. Nur die Ofentür, der Rost und der Aschekasten sind aus Gusseisen. Das perlgraue Material ist ein Talk-Magnesit-Gestein mit einem spezifischen Gewicht von 2980 Kilogramm je Kubikmeter (Eisen: 7870). Dieses Gestein hat eine acht- bis zehnmal höhere Wärmeleitfähigkeit und eine um rund 15% größere spezifische Wärme als herkömmliche Ofenziegelsteine.
Dieser Ofentyp wird morgens und abends eine Stunde lang intensiv beheizt. Damit hat er genug Energie für die nächsten 12 bis 48 Stunden gespeichert. Das schnelle Abbrennen des Brennstoffs beeinflusst die Verbrennung sehr positiv. Es werden deutlich höhere Temperaturen als bei anderen Grundöfen erreicht. Damit läuft die Verbrennung auch deutlich sauberer ab. Die Bildung von Schwelgasen, wie sie bei einer gedrosselten Verbrennung entstehen, wird hier vermieden. Da der Stein eine sehr schwere und dichte Struktur hat, braucht er zu Beginn etwas Zeit, bis er richtig aufheizt. Ist er allerdings einmal ausreichend warm, strahlt er seine Wärme viele Stunden lang ab.
Je nach Herkunft und Beschaffenheit des Steines gibt es verschiedene Farbabstufungen - heller und dunkler, mit Nuancen von Gelb, Grün, Rot, Weiß bis hin zu Schwarz. Auch die Oberflächen variieren von fein und glatt bis grobkörnig.
Der Ofensetzer
Der Ofenbauer braucht für die Planung des Ofens einige wesentliche Grundinformationen:
- Welche Räume sollen beheizt werden.
- Wie lange am Tag und womit wird geheizt.
- Wird „schnelle“ Wärme oder „gespeicherte“ Strahlungswärme gewünscht.
- Soll der Ofen mehrere Räume mit einer großen Ofenanlage heizen oder
- Ist ein kleiner Stilofen gewünscht.
- Ästhetische Wünsche
Je nach den Anforderungen und Vorgaben arbeitet der Ofensetzermeister die richtige Ofenlösung aus. Jeder Ofen wird individuell geplant und aufgebaut, deshalb ist der Kachelöfen nicht nur von der Handschrift des Ofensetzers geprägt, sondern besonders auch vom Geschmack der Besitzer.
Diesen Artikel finden Sie auch im gedruckten Baufuchs 2007