Mondholz
„Holz ist ein einsilbiges Wort, aber dahinter steckt eine Welt von Wundern und Märchen“
Theodor Heuss
Mit der Natur leben war seit Jahrhunderten eine Selbstverständlichkeit. Durch oft jahrelange Beobachtungen, den unterschiedlichen Erfahrungen und durch die Weitergabe dieses Wissens von Generation zu Generation, haben unsere Vorfahren gelernt, die Stärken der Natur zu nutzen und die Probleme und Gefahren zu umgehen. Die Knappheit des wichtigen Rohstoffes Holz machte eine möglichst effiziente und optimale Nutzung erforderlich. Im modernen Zeitalter wurde dieses Wissen vernachlässigt, weil mit Technik und Gewinnorientierung nicht mehr die Zeit blieb, um auf solche Details Rücksicht zu nehmen. So ist zum Beispiel die Holzbringung ist im Sommer mit Maschinen leichter, als im Winter.
Seit einiger Zeit kommt allmählich die Rückbesinnung auf dieses alte Wissen um die Natur. Auch beim Holz erkennt man wieder die großen Vorteile einer naturnahen Nutzung. Dabei ist nicht nur wichtig, wann das Holz geschlagen wird. Der Standort des Baumes und die Trocknung sind mindestens genauso ausschlaggebend.
Holz und seine Verwendung
Um das Thema besser verstehen zu können, muss man tiefer in die Geschichte der Holzbringung eintauchen. Schriftlich erwähnt wird der “gute Holzeinschlag“ erstmals in der Zeit vom 11. bis zum 13. Jahrhundert, als sich die Bevölkerung in Mitteleuropa vervierfachte und der Wald im großen Stil gerodet wurde. Alsbald trat der Holznotstand ein, Brennholz wurde zeitweilig sogar kontingentiert und es wurde eine Vielzahl an Vorschriften erlassen, wie die Landbevölkerung mit Bau- bzw. Brennholz umzugehen habe.
So musste Holz vom Dezember bis einschließlich Februar geschlägert werden, bei abnehmendem Mond. Besonders für das Brennholz wurden eine ganze Reihe Erfahrungsregeln praktiziert, damit es möglichst ergiebig ist. Man muss bedenken, dass damals ein ländlicher Haushalt nur drei Wägen voller Brennholz für den ganzen Winter erhielt. Wer nicht erfrieren wollte brauchte also beste Holzqualität. Kein Wunder, dass die Obrigkeit mit allen Mitteln versucht hat, die Nutzung des Holzes zu optimieren. So gab es in der Bayreuther Forstordnung so viele Vorschriften dazu, dass sich ein kurfürstlicher Hofmarschall darüber beklagt hat.
Holz war über Jahrhunderte Mangelware
Nach den großen Pest-Epidemien, die Europas Bevölkerung empfindlich dezimierten, erhöhte sich der Eisenverbrauch. Dies brachte mit sich, dass auch der Bedarf an Holzkohle, die für die Gewinnung und Verarbeitung des Eisenerzes notwendig war, enorm stieg. Da Holzkohle aus Holz gewonnen wird, wie es der Name schon sagt, blieb der Holzverbrauch hoch.
Aus dieser Zeit sind Vorschriften erhalten, die sich mit den Tagen befassen, an denen Holz gefällt werden durfte und zur Aufschichtung eines Brennmeilers. Es ist bekannt, dass damals der Januar und der Februar als Holzmonate galten.
Doch nicht nur die Eisenverarbeitung und der Bedarf an Bau- und Brennholz blieben hoch, auch das aufkommende Glashüttengewerbe verschlang viel Holz. Vom „Aschenbrennern“ ist aus dem Jahr 1667 belegt, dass man kernfaules Altholz bei wachsenden Mond schlagen müsse und es dann von innen her fünf bis sieben Tage auszuglühen sei, bis es von selbst erlösche. So gewann man wertvolle Pottasche zur Glasherstellung aber auch für Seifen und ähnliche Produkte.
Die Erfahrungen
Viele Erfahrungsregeln überlebten in mündlichen Überlieferungen der Handwerksmeister bis in die 1960 Jahre. Sie wurden im Laufe der Zeit durch neue Erfahrungen angereichert. Erst der Einsatz großer erdölgetriebener Maschinen revolutionierte die Forstwirtschaft und der alte Erfahrungsschatz verlor rapide an Bedeutung. Die Welt wurde schnelllebig und man hatte keine Zeit mehr geschäftseinschränkende Praktiken beizubehalten. Das Geschäft hatte Vorrang.
Forstmaschinen arbeiten im Sommer effizienter als in den Schneemonaten. Holz wurde vom mystischen Menschenfreund zum geschichtslosen Rohmaterial.
Erst in den letzten beiden Jahrzehnten erlangte das Holz als lebendes und natürliches Material erneutes Ansehen. Dazu haben einige Pioniere wie etwa Erwin Thoma durch seine Bestseller beigetragen. Heute steht Holz ob seiner natürlichen Schönheit und Ausstrahlung hoch im Kurs.
Was ist Mondholz
Unter Mondholz versteht man das Wissen um den Einfluss des Mondes auf das Holz. Dieses beruht im Wesentlichen auf drei Säulen:
- Der Standort der Bäume
- Der Zeitpunkt des Fällens
- Die Holztrocknung
Nur wenn alle diese Aspekte zusammenpassen, erreicht man eine außerordentliche Qualität. Nur eine Schlägerung beim richtigen Mond alleine reicht nicht aus.
Der Standort
Der Standort des Baumes spielt für die Qualität des Holzes eine wesentliche Rolle, denn es ist ein großer Unterschied ob eine Berg- oder eine Flachlandfichte zu einem Balkongeländer verarbeitet wird. Das Holz aus den Bergen hält mindestens dreimal so lang.
Das lässt sich sehr gut an industriell gefertigten Fensterläden aus den 1980-2000-er Jahren beobachten. Diese sind oft schon morsch, während denkmalgeschützte Fensterläden aus den Gründerjahren (um 1900) sich noch in relativ gutem Zustand befinden.
Auch spielen die Bodenbegebenheiten und die Sonneneinstrahlung eine große Rolle. Holz sollte grundsätzlich nicht zu schnell gewachsen sein, nicht übermäßigem Winddruck ausgesetzt und von mäßig nährstoffreichen Böden stammen. Unter „polarisiertem Mondholz“ versteht man Bäume von der Schattenseite eines Bergtales. Sie sind besonders spannungsarm und wachsen gleichmäßiger, d.h. sie weisen weniger Risse und weniger Verzug auf.
Es gilt jedoch zu bedenken, dass die verschiedenen Holzarten unterschiedliche Voraussetzungen zum idealen Wachstum haben. So liebt eine Kiefer den Südhang und die pralle Sonne, während eine Tanne den Nordhang braucht, ideal mit wenig Mittagssonne.
Der richtige Zeitpunkt zum Fällen
Bäume sind Lebewesen. Sie haben sehr aktive Perioden, es gibt aber auch Ruhefasen, wo die Blätter abgeworfen sind oder die Photosynthese nur auf Minimum läuft. Ein wintergefällter Baum enthält deshalb weniger Feuchte und weist eine gestärkte Baststruktur auf (der Bast ist die dünne Schicht unmittelbar hinter der Rinde). Er ist deshalb wesentlich besser gegen die Angriffe der Schadinsekten gerüstet. Laut neuersten Studien der Boku Wien ist nicht die Holzmasse als solches von den Mondfasen beeinflussbar, sondern das Wasser in den Holzzellen.
Die Holztrocknung
Holz sollte zum größten Teil naturgetrocknet oder über einen Zeitraum von drei bis vier Monaten langsam behandelt werden. Auch hier gilt, alle Holzarten haben ihren „eigenen Willen“, manche sind hartnäckiger und reagieren mit Porenverschließen (was zu Rissen führt) und andere sind gefügiger.
Das Beste für alle Holzarten ist die natürliche Trocknung im Freien. Der Stapel wird nur oben abgedeckt und die Stirnseite von der Sonne geschützt. Die Dauer des Trocknung beträgt idealerweise ein Jahr.
Danach sollte es im Schatten unter einem Dach weiter trocknen. Erreicht die Holzfeuchte einen Wert von etwa 15%, kann auch künstlich etwas nachgeholfen werden.
Ein besonderes Beispiel für die Bedeutung der sanften Holztrocknung bildet das Holz der Zirbe, das sich durch sein ätherisches Öl auszeichnet. Dieses konserviert sich ganz anders bei sanfterem Umgang und verpufft nicht
Die Vorteile für den Endverbraucher
- Mondholz ist spannungsärmer und reißt weniger, es kann zu schöneren Oberflächen verarbeitet werden, da breitere Bretter möglich sind, ohne zu großes Verzugsrisiko.
- Mondholz ist weitaus resistenter gegen Insektenbefall. Dabei spielt jedoch auch die Reife des Baumes eine Rolle. Ein reifer Baum ist deutlich beständiger als junges Holz.
- Mondholz hält länger im Außenbereich, weil die Zellwand durch den Wasserabfluss in die Zellhohlräume gestärkt ist
- Die Inhaltsstoffe bleiben besser erhalten, allerdings nur bei sachgerechter Trocknung
- Nachvollziehbarkeit des eingesetzten Holzes. Ein Möbelstück tritt in Beziehung zu den Bewohnern wenn seine Vorgeschichte und Natürlichkeit gegeben sind.
- Mondholz ist Umweltschonen. Dazu muss das Holz aus dem engeren Umkreis stammen.
Danach sollte es im Schatten unter einem Dach weiter trocknen. Erreicht die Holzfeuchte einen Wert von etwa 15%, kann auch künstlich etwas nachgeholfen werden.
Ein besonderes Beispiel für die Bedeutung der sanften Holztrocknung bildet das Holz der Zirbe, das sich durch sein ätherisches Öl auszeichnet. Dieses konserviert sich ganz anders bei sanfterem Umgang und verpufft nicht
Diesen Artikel finden Sie auch im gedruckten Baufuchs 2019