10 Punkte die man beim Bauen bedenken sollte
Den Traum von den eigenen vier Wänden träumen viele. Doch leider entwickelt sich die Wunschvorstellung vieler Bauherren allmählich von einer schönen Vision zum Albtraum. Die Folgen können mindestens so katastrophal sein wie die eines Erbebens – von der Zerrüttung einer Ehe bis zur Privatinsolvenz. Doch das muss nicht sein, wenn man einige, wenige Punkte bedenkt und einige ernsthafte Fragen ehrlich beantwortet. Wenn Sie das mit dem folgenden Leitfaden tun, kann eigentlich nichts mehr schief gehen.
Punkt 1: Kommunikation mit dem Partner
Ein Hausbau ist der Prüfstein für eine Beziehung schlechthin. Viele Paare unterschätzen die enorme Belastung die ein Bau mit sich bringt. Viele Beziehungen überstehen das gemeinsame Projekt nicht. Obwohl hier keine belastbaren Zahlen vorliegen, ist das Phänomen bei den Finanzierungspartnern, sprich Banken, und auf Planungsseite, beispielsweise Architekten, wohl bekannt.
Kommt es zum Bruch während der Bauphase oder kurz danach, erweist sich das meist als Desaster für alle Beteiligten. Die Ursachen hierfür sind eigentlich immer die gleichen. Der benötigte Zeitaufwand wird unterschätzt und das Geld oft zu knapp bemessen. In der Folge kommen gemeinsame Aktivitäten, Familienkommunikation und Regenerationsphasen zu kurz.
Hieraus resultierender Stress führt zu Spannungen die sich nicht selten in Streitigkeiten entladen. Treten diese in immer kürzeren Intervallen auf oder gehen in eine Phase ununterbrochener Konflikte über, naht das Ende der Beziehung oft rasch.
Tipp
Nehmen Sie sich unbedingt Zeit für Familie und Beziehung. Planen sie gemeinsame freie Zeit fest in den Wochen- und Monatsablauf ein.Gespräche mit dem Partner in entspannter Situation können ein wichtiger Beitrag für das gute Gelingen des gemeinsamen Projektes sein.
Punkt 2: Eigenleistung
Oft hört man von Bauherren, dass sie das Vorhaben schon stemmen werden, alleine schon, weil sie viele notwendige Arbeiten selbst ausführen wollen. Die sogenannten Eigenleistungen sollen gleichzeitig die Kosten niedrig halten. Das geht in den seltensten Fällen gut. Die zu erbringende Eigenleistung wird schon für die üblichen Aufgaben, die ein Bauherr zu erledigen hat, von vielen fahrlässig unterschätzt. Im Normalfall müssen Sie allein hierfür viel freie Zeit opfern. Als Faustformel können Sie 0,0008 % der Baukosten als notwendige Zeit in Stunden für die Erledigung der Bauherrnaufgaben rechnen. Kostet das gesamte Bauvorhaben beispielsweise 300.000 Euro, dann multiplizieren Sie diese Summe mit 0,0008. Das ergibt einen Zeitaufwand von 240 Stunden. Anders gesagt: Für die üblichen Aufgaben eines Bauherren müssen sie mindestens 30 Tage mit einer Arbeitszeit von acht Stunden einplanen. Mehr als ein üblicher Arbeitsmonat. Wenn Sie dieses Pensum neben Ihrer normalen Arbeit problemlos leisten können, dann dürfen Sie anfangen, über Eigenleistungen nachzudenken. Und vergessen Sie bitte nie, selbst wenn Sie eine handwerkliche Ausbildung absolviert haben: Sie müssen alle Arbeiten, die Sie sich vornehmen, mit weniger Routine, weniger Erfahrung und weniger professionellem Gerät erledigen als jeder Profi. Selbst erfahrene Handwerksmeister unterschätzen immer wieder den tatsächlichen Aufwand und das trotz jahrelanger Erfahrung.
Tipp
Planen Sie Eigenleistungen nur ein, wenn Sie die betreffenden Arbeiten schon mehrmals ausgeführt haben, beispielsweise für Bekannte. Schätzen Sie ihre eigene Leistungsfähigkeit und den Umfang der zu bewältigenden Arbeit realistisch – mit genügend Puffer – ein.Punkt 3: Der Gutachter
Gutachter kosten Geld und das ist bei vielen Bauherren knapp. Deshalb ziehen letztere häufig erst dann einen Gutachter zu Rate, wenn sie das Gefühl haben, dass etwas schief läuft. Das heißt aber Sparen am falschen Ende. Oft wird beim Kauf eines Autos, das lediglich einige Tausend Euro wert ist, mehr Geld in Gutachten investiert, als beim Bau eines Gebäudes, das mehrere 100.000 € kostet. Dabei ist der professionelle Gutachter eine wichtige Hilfe beim Bau. Insbesondere wenn Sie ohne Architekt bauen. Dann müssen Sie ausgerechnet demjenigen vertrauen, der je mehr er beim Bauen einspart, umso mehr verdient. Hierbei gilt es zu beachten den Gutachter schon baubegleitend einzuschalten. Zum einen hilft das bereits im Vorfeld Baufehler zu vermeiden und zum anderen minimiert man die Gefahr verdeckter Mängel.
Tipp
Ziehen Sie baubegleitend und rechtzeitig einen Gutachter hinzu. Das Geld ist gut angelegt.Punkt 4: Der Techniker
Bedenken Sie immer: Niemand hat vor, Ihnen etwas zu schenken. Insbesondere jene nicht, die für Sie ihr Haus bauen, beispielsweise die Handwerksbetriebe. Sie werden also für alle Leistungen, die Sie erhalten, bezahlen müssen. Daher werden Sie auch die Planungsleistungen, die in ihrem Bauprojekt stecken, direkt oder indirekt bezahlen müssen, auch wenn Sie auf einen Architekten verzichten. Vordergründig sparen Sie mit dieser Maßnahme vielleicht Geld. Die Wahrscheinlichkeit ist jedoch groß, dass Sie diese Sparmaßnahme letztendlich teuer zu stehen kommt. Der Architekt baut teuer ist ein bei privaten Bauherrn verbreitetes Vorurteil – oft ist das Gegenteil der Fall, nicht umsonst baut Industrie und Gewerbe in der Regel mit Architekten.
Ein Architekt übernimmt bei Ihrem Bau außerdem die Rolle eines Anwaltes, der ausschließlich Ihre Interessen vertritt - und das gegenüber allen anderen am Bau beteiligten Parteien.
Tipp
Bauen Sie mit einem kompetenten und vor allem unabhängigen Planer.Punkt 5: Die Gestaltung
Die meisten Menschen haben keine Ausbildung im gestalterischen Bereich. Trotzdem sind viele von ihrer hohen Gestaltungskompetenz überzeugt. Oft ergeben sich hieraus ästhetische Unfälle, die auch noch viel Geld gekostet haben. Ein häufig vernommener Satz lautet dann: „Mir gefällt es aber“. Das ist zwar legitim, macht die Sache aber nicht unbedingt besser. Für manchen überraschende: Verunglückte Entwürfe werden durch ein gestiegenes Wohlstandsniveau in Mitteleuropa eher befördert als gemindert. Das hat einen einfachen Grund: Während frühere Generationen aufgrund des nur lokal verfügbaren Baumaterials und des hohen wirtschaftlichen Drucks zu einer reduzierten zurückhaltenden Bauweise gezwungen waren, ermöglicht es der globalisierte Warenstrom fast jeden Trend umzusetzen. Dabei gilt auch hier die Maxime: Weniger ist mehr. Oder anders gesagt: Was wir bei den meisten Menschen als positive Charaktereigenschaften ansehen, hat auch als Gestaltungsprinzip seine Gültigkeit, beispielsweise Ehrlichkeit, Klarheit, Bescheidenheit
Ziel eines jeden Bauwerks ist es, den Bedürfnissen der Bewohner über einen langen Zeitraum, oft über Generationen gerecht zu werden. Hinterfragen Sie daher Ihre Gestaltung immer auch unter dem Aspekt, ob die angestrebte Lösung auch noch in 10 Jahren gut sein wird oder ob Sie nicht gerade einem Trend erliegen. Bauen Sie keinen „Musterkoffer“ in dem an jeder Stelle ein anderes Material auftaucht. Versuchen Sie mit möglichst wenig unterschiedlichen Materialien, Farben und Oberflächen zu bauen.
Tipp
Weniger ist mehrPunkt 6: Die Ausstattung
Unterschätzen Sie nicht, wie lange es dauert Entscheidungen zu treffen. Gerade beim Bauen sind Sie dazu andauernd gefordert. Versuchen Sie möglichst viele Materialien, Oberflächen und Ausstattungen frühzeitig festzulegen. Warten Sie nicht bis zum letzten Augenblick. Es ist sinnvoll auch getroffene Entscheidungen reifen zu lassen, um schließlich zu einem durchdachten Ergebnis zu kommen. Als Beispiel sei hier nur die Frage des Türgriffes Ihrer Eingangstür genannt. Versuchen Sie einmal, dieses scheinbar unwichtige Detail endgültig festzulegen. Diese Türklinke ist übrigens ein Gegenstand, den Sie wahrscheinlich öfter in die Hand nehmen als Ihre Lieblingstasse. Na, wie leicht fällt Ihnen die Entscheidung?
Tipp
Nehmen Sie sich Zeit für die Festlegung der AusstattungPunkt 7: Der Alleswisser Internet
Viele Bauherren sind in Ihren Entscheidungen unsicher. Deshalb suchen Rat im Internet. In diversen Foren und auf zahlreichen Webseiten erteilen vermeintlich kluge und gutmeinende Menschen eine Fülle von Ratschlägen. Hierbei gilt vor allem: Lassen Sie sich nicht verunsichern! Suchen Sie sich gut beleumundete Handwerker. Misstrauen Sie günstigen Angeboten, die allzu deutlich von den marküblichen Preisen abweichen. Qualität hat ihren Preis. Wenn Sie das beachtet haben, sprechen Sie über die gewählten Produkte und die Art der Ausführung mit Ihrem Planer und Ihrem Handwerker.
Es ist durchaus sinnvoll, die Verarbeitungshinweise zu den gewählten Bauprodukten im Internet zu recherchieren oder nach Produktinformationen zu suchen. Vermeiden Sie Bau-Foren, Sie sind nach dem Besuch nicht schlauer als vorher, denn in der Regel gibt es immer sehr konträre Meinungen zu ein und demselben Thema.
Tipp
Das Internet nicht zu Rate ziehen beziehungsweise ihm den Stellenwert bei der Recherche zuweisen, der ihm zukommt: nützlich, aber eben nicht allwissend.Punkt 8: Die Dokumentation
Bei der Vielzahl der Entscheidungen, die Sie im Laufe Ihres Bauvorhabens treffen müssen, ist es völlig normal, dass sie sich ab und an nicht mehr genau erinnern können, welche Festlegung sie wann wo wie getroffen haben. Daher mein dringender Rat: Schreiben Sie alles (!) auf. Verschicken Sie ihre Aufzeichnungen an diejenigen, die davon betroffen sind. Die elektronischen Kommunikationsmittel vereinfachen das inzwischen erheblich. Oft ist in einer kurzen Mail an die Beteiligten alles dokumentiert. Nicht selten hilft die Schriftform auch, Sachverhalte klarer zu sehen. Dokumentieren Sie ihre elektronische Post unbedingt auf Papier und legen Sie diese Dokumentation systematisch ab. Bei Unklarheiten ist es sehr hilfreich belegen zu können, was man vereinbart hatte.
Tipp
Wer schreibt der bleibtPunkt 9: Das Budget
Viele Bauherren beginnen ihr Unternehmen mit einer sehr langen Liste dazu, was ihr neues Zuhause alles können und wie groß es unbedingt werden soll. Wenn dann auf dieser Basis die ersten Kostenprognosen auf dem Tisch liegen, beginnen die Sparrunden. Das führt nicht selten zu Frustration.
Wenn Sie wirklich sparen wollen, planen Sie von Anfang an kleiner und lassen Sie jede überflüssige Technik weg. Gerade die Herren der Schöpfung, dieser politisch inkorrekte Seitenhieb muss hier erlaubt sein, verfallen oft dem Wunsch nach neuster, modernster Technik. Viele Dinge lassen sich manuell genauso gut betätigen wie elektrisch. Sparen sie daher lieber das elektrisch öffnende Tor ein und investieren Sie in gesunde und hochwertige Materialien. Wenn Sie technische oder Ausstattungswünsche nicht gleich umsetzen und nur die Möglichkeit der späteren Nachrüstung schon jetzt vorsehen entdecken Sie unter Umständen weitere Einsparpotenziale. Sparen Sie nicht an der Qualität, gerade bei der Haustechnik kann sie das teuer zu stehen kommen.
Tipp
Lieber Qualität als QuantitätPunkt 10: Das Vergessen
Leider neigt der Mensch dazu, Dinge zu vergessen. Mal weil er es schlicht nicht bedacht hat, mal weil er es verdrängt und dann vergessen ehat. Vergessen an sich wäre kein Problem, wenn nicht sehr oft Geld mit im Spiel wäre. Gerne vergessen Bauherren, dass auch ein Garten Teil des Eigenheims ist. Aufgrund des Kostenmarathons der bis zur Fertigstellung des Hauses zu absolvieren ist, bleibt oft kein Geld mehr für das Gelände rund ums Gebäude übrig. Gerne werden auch die Anschlussgebühren der Kommunalen Versorger unterschätzt und reißen Löcher in das Budget. Auch die neue Küche stellt eine hohe Investition dar. Möbel, Gartenstühle, Vorhänge unzählige Dinge die angeschafft werden müssen, bis das neue Haus wirklich zum Eigenheim geworden ist. Sie wären der erste Bauherr der wirklich alle Ausgaben bedacht hat.
Tipp:
Kalkulieren Sie Reserven einDiesen Artikel finden Sie auch im gedruckten Baufuchs 2017