Energetisch Sanieren und Steuern sparen
Neben den bisherigen Förderungen zur energetischen Gebäudesanierung gibt es seit 2007 auch von Seiten des Staates finanzielle Anreize, den Wärmebedarf der eigenen vier Wände zu reduzieren.
Mit dem letzten Steuerpaket gilt diese Förderung in Form des 55% igen Steuerabsetzbetrages nur mehr für das Jahr 2012, wobei der entsprechende Betrag nun auf 10 Jahre aufzuteilen ist. Die Höchstbeträge, auf welche der Steuervorteil anzuwenden ist, bleiben unverändert. Aber nur in wenigen Fällen werden diese Höchstgrenzen auch erreicht oder gar überschritten.
Wer heute in Südtirol energetisch sanieren will, muss sich zwischen der Landesförderung und den staatlichen Fördermaßnahmen entscheiden. Die Landesförderung bleibt weiterhin aufrecht und wird vor allem bei niederen Einkommensstufen vorteilhafter als die staatlichen Absetzbeträge sein. Der bürokratische Aufwand für Ansuchen und Abwicklung der Landesförderung ist sehr gering. Aus diesem Grund wird an dieser Stelle nicht näher darauf eingegangen, weitere Informationen erteilt das Amt für Energieeinsparung.
Mit etwas mehr technischem Aufwand ist das staatliche Förderpaket ausgelegt. Hierzu ist in den meisten Fällen die Beihilfe eines befähigten Technikers (Architekt/Ingenieur/Geometer/Sachverständiger) notwendig. Bei vielen Baumaßnahmen ist aber ohnehin zumindest eine so genannte Baubeginnmeldung erforderlich, für die wiederum ein befähigter Techniker zuständig ist. Es genügt somit, nur eine Person für die technische Unterstützung zu beauftragen.
Wer gelangt nun in den Genuss des 55%igen Steuervorteils? Alle physischen Personen und Unternehmen, aber auch Kondominien, können die Absetzbeträge für die Einkommenssteuern in Anspruch nehmen. Für Unternehmen gilt allerdings die Einschränkung, dass die Immobilie selbst genutzt wird. Die Steuervorteile können letztlich auch mitlebende Familienmitglieder, Mieter oder Fruchtnießer in Anspruch nehmen. Besteht kein Verwandschaftsverhältnis, so gibt es die Möglichkeit des Leihvertrages. Im Unterschied zur Landesförderung beinhaltet die Anwendung des staatlichen Absetzbetrages bei Privatpersonen auch den Betrag für die Mehrwertssteuer.
Welche Immobilien betreffen die 55% Steuerabschreibung?
Sie gilt für Immobilien aller Katasterkategorien, Wohngebäude und so genannte Nicht-Wohngebäude, Hauptsache der Gebäudebestand ist mit einer Heizung ausgestattet; einzig für den Einbau von Sonnenkollektoren gilt diese Voraussetzung nicht. Lagerhallen, Keller und Garagen fallen folglich nicht unter die Fördermaßnahmen, auch wenn diese nach der Sanierung beispielsweise in Wohnvolumen umgewidmet werden. Es besteht auch die Möglichkeit des Abbruchs und Wiederaufbaus, allerdings ist der Begriff hier wörtlich zu nehmen, denn es sind weder Erweiterungen noch Abweichungen von der ursprünglichen Gebäudeform zulässig.
Welche Sanierungsarbeiten sind nun im Einzelnen von den staatlichen Förderungen betroffen?
Im Gesetz Nr. 296 vom 27.12.2006 werden folgende Vorhaben gefördert:- Gesamtsanierung, darunter ist eine generelle energetische Sanierung eines Gebäudes gemeint; üblicherweise werden dabei auch gleich die haustechnischen Anlagen ausgetauscht.
- Bauteilsanierung, darunter verstehen wir etwa die Anbringung einer Außen- oder Innendämmung an Böden, Wänden und Dächern, auch dann, wenn nur einzelne Bereiche eines Gebäudes davon betroffen sind, oder den Austausch von Fenstern und verglaste Außentüren.
- Solaranlagen, darunter ist der Einbau von thermischen Solaranlagen, sprich Sonnenkollektoren, Warmwasserboiler und hierfür notwendige Pumpen und Leitungen zu verstehen. Photovoltaikanlagen hingegen sind nicht Teil dieses Förderprogramms.
- Heizanlagen, darunter sind neue Heizkessel mit Brennwerttechnik, Wärmepumpen und geothermische Anlagen sowie gleichzeitige Arbeiten am Verteilungssystem gemeint. Heizkessel mit Biomassebefeuerung, beispielsweise Pellets oder Hackschnitzel, fallen unter die Kategorie Gesamtsanierung.
Grundsätzlich werden nur solche Kosten für Arbeiten berücksichtigt, die eine Reduktion des Energieverbrauchs bzw. Wärmebedarfs zur Folge haben. Die hierfür erforderlichen Nebenarbeiten können aber mit einbezogen werden, wenn diese für die fachgerechte Ausführung unabdingbar sind. Zu den absetzbaren Spesen gehören auch das Honorar für den Techniker sowie alle mit der Ausführung zusammenhängende Kosten für die Einreichung von Baubeginnmeldung oder Bauprojekt, Bauleitung und Sicherheitskoordinierung.
Welche Unterlagen sind erforderlich und welche Termine sind einzuhalten?
Für die Erstellung der Dokumentation ist der Techniker zuständig, der verschiedene Dokumente an die ENEA (Italienische Energieagentur) versendet sowie eine eidesstattliche Erklärung ausstellt, womit er die Durchführung der Arbeiten und die Einhaltung der Grenzwerte laut geltender Norm bestätigt. Laufen die Arbeiten über zwei oder mehrere Jahre, dann ist zusätzlich eine getrennte Meldung an die Agentur für Einnahmen zu übermitteln.
Für eine energetische Sanierungsmaßnahme ist keine Beauftragung eines Technikers erforderlich, nämlich für jene zum Austausch der Fenster, während beim Einbau einer thermischen Solaranlage nur die eidesstattliche Erklärung notwendig ist. Trotzdem sind auch bei diesen Arbeiten die vorgesehenen Dokumente an die ENEA zu versenden.
Innerhalb von 90 Tagen nach Abschluss der Arbeiten, z.B. durch die Mitteilung des Bauendes an die Gemeinde oder mit Zahlung der letzten Rechnung, sind die Dokumente an die ENEA zu versenden. Jede Bezahlung der ausführenden Firmen hat mit Bank- oder Postüberweisung zu erfolgen, wobei das Gesetz („296/06“) sowie die Steuernummern von Auftraggeber und Begünstigten zusätzlich zum Zahlungsgrund anzugeben sind. Wird diese Vorkehrung nicht eingehalten, so ist die 55%ige Steuerabschreibung nicht anwendbar.
Schließlich bleibt die Ungewissheit, ob diese beliebte energetische Fördermaßnahme auch für die kommenden Jahre verlängert wird. Angesichts der leeren Staatskasse steht eine Verlängerung nicht in Aussicht. Wer nun wirklich heuer noch seine Fassade streichen oder den Putz erneuern lassen will, sollte es sich ernsthaft überlegen, gleichzeitig auch eine energetische Baumaßnahme anzugehen. Die gedämmte Hausfassade kommt heuer noch günstiger zu stehen, als im kommenden Jahr - ohne Wärmedämmung. Und die Umwelt hat auch etwas davon.
Diesen Artikel finden Sie auch im gedruckten Baufuchs 2010
Fachautor
Dr. Ing. Arch. Thomas Schrentewein
Lignaconsult GmbH – Ingenieurdienstleistungen
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