Maßnahmen zur baulichen Klimaanpassung
Der Klimawandel wird dazu führen, dass Gebäude in Alpenregionen im Winter weniger geheizt, im Sommer hingegen stärker gekühlt werden müssen. Mit optimalem Sonnenschutz und genügender Nachtauskühlung sind behagliche Innenraumtemperaturen auch ohne Klimaanlage erreichbar.
Sonnenschutz und passive Kühlungssysteme
Natürlich erst einmal Verschattungen durch Bäume und bauliche Maßnahmen. Dann Verdunstungskälte durch Wasserflächen und Belüftungskorridore mit denen man kühlere Luft aus der Umgebung in die Stadt bringt. Durch Absenkung des Straßenniveaus kann man innerstädtische Kälte-Inseln schaffen.
In unseren Breitengraden haben wir uns in den vergangenen Jahrzehnten verstärkt auf das Thema Heizen konzentriert und uns nicht auf den dauerhaften Temperaturanstieg und auf sehr heiße Sommer eingestellt. Überhitzung hat kaum eine Rolle bei der Gebäudeplanung gespielt. Jetzt, wo der Anstieg der Temperaturen konkret zu spüren ist, gehen wir in den Baumarkt und kaufen Klimageräte. Damit steigen die Energieverbräuche und damit die CO2-Emissionen, die wiederum den Klimawandel begünstigen. Stattdessen sollte man aus dem „Reagieren“ ein „Agieren“ machen und verstärkt über passiven Sonnenschutz und passive Kühlungssysteme nachdenken.
Starkregen, Hitze, Sturm schon beim Hausbau berücksichtigen
Starkregen, Orkanwarnungen und schwere Überschwemmungen sind keine Seltenheit mehr, entsprechende Schäden an Gebäuden werden häufiger. Dessen sollten sich Bauherren schon bei der Hausplanung bewusst sein.
Starkregen
In den letzten Jahren beobachtet man immer häufiger Starkregenereignisse, sprich hohe Niederschlagsmengen in sehr kurzer Zeit. Durch die bislang gemessene und weitere Erwärmung der Lufttemperatur und Zunahme der Luftfeuchtigkeit ist mit häufigeren und extremeren Ereignissen dieser Art zu rechnen. Starkniederschläge können auch abseits von großen Gewässern nach Ansammlung zu örtlichen Überflutungen führen, wodurch Wasser in das Gebäude eindringen kann. Sinnvolle Maßnahmen dagegen sind der Einbau größerer Abflüsse für Regenwasser und wenn möglich soll das Versickern des Wassers gefördert werden.
Sturm
Ab einer Windgeschwindigkeit von 75 km/h spricht man von Sturm, bei einem Orkan sind es 118 km/h. Experten prognostizieren, dass es im Zuge des Klimawandels zukünftig auch häufiger zu Sturmereignissen dieser Kategorie kommen kann.
Freiliegende und erhöhte Grundstücke bergen ein größeres Risikopotenzial bei Sturmereignissen. Insbesondere Böen, die häufig mit Stürmen einhergehen, können dabei vier Mal so starke Windkräfte auf ein Gebäude erzeugen wie der Sturm selbst. Daher sollte man bei einem exponierten Grundstück die windsensiblen Bereiche des Gebäudes sturmsicher planen. Weiters soll in windanfälligen Lagen vor Beginn der Bauarbeiten der Baumbestand, die Lage der Bäume sowie die Windrichtungen mit in den Bauplan einbezogen werden.
Bei Sturmereignissen besonders betroffen sind Dachaufbauten wie Antennen, Satellitenschüsseln oder Solar-Anlagen und Fassadenbauteile wie Rollläden, Markisen oder Fensterläden. Diese sturmgefährdeten Bereiche sollten zusätzlich gesichert werden, beispielsweise mit Vorrichtungen gegen abhebende Winde oder durch den Einsatz von robusten Führungsschienen bei Außenelementen des Gebäudes. Photovoltaik-Anlagen lassen sich heute bereits in den Dachaufbau integrieren und sind dadurch robuster gegen starke Winde installiert.
Die sogenannte Dachhaut bietet ebenfalls ein Angriffsfeld für Windkräfte. Da Stürme häufig mit Starkregen oder Hagel einhergehen, drohen besonders in diesem Bereich Mehrfachbelastungen mit einem extremen Schadenspotenzial für das Gebäude.
Feuchtigkeit in Kellern und Garagen
Richtig lüften: Mit den zunehmenden Außentemperaturen steigt auch die Luftfeuchtigkeit. Zeigen sich erste Anzeichen im Keller, wie etwa wiederkehrende feuchte Stellen oder gar kleine Pfützen nach Regenfällen, dann besteht Handlungsbedarf.
Ein effizientes Lüftungsverhalten trägt entscheidend dazu bei, die Temperaturen im Gebäudeinneren angenehm zu halten. So sollten Fenster und Türen an heißen Tagen geschlossen bleiben und nur abends und nachts, am besten in den kühlen Morgenstunden vor Sonnenaufgang, gelüftet werden.
Weiters kann durch bauliche Maßnahmen verhindert werden, dass sich das Gebäude stark erhitzt, zum anderen kann man die vorhandene Wärme durch technische Vorrichtungen nach draußen ableiten und den Luftaustausch in den Räumlichkeiten regeln. Ideal sind Lüftungsanlagen, welche inzwischen zum Standard bei Neubauten geworden sind. Es ist in jedem Fall kostengünstiger und umweltschonender, bauliche Vorkehrungen gegen eine starke Erwärmung des Gebäudes zu treffen, als gegen bereits entstandene Hitze im Haus mit einer klassischen Klimaanlage vorzugehen.
Gartengestaltung
Bei der Gartengestaltung spielt die Wahl der Baumart (Kronen- und Wurzelform), die zu erwartende Höhe und Standsicherheit der Bäume sowie der Standort auf dem Grundstück eine entscheidende Rolle. Neu gepflanzte Bäume erbringen erst nach einigen Jahren den gewünschten Verschattungseffekt für das Gebäude. Zudem sollen Bäume regelmäßig auf Gesundheit und Standsicherheit überprüft werden.
Kahle Bodenflächen trocknen stark aus und können kaum Regenwasser aufnehmen. Bepflanzte Böden sind durchlässiger, bei Stauden ist dieser Effekt besonders hoch. Vor allem in der Stadt ist das Anlegen von begrünten Innenhöfen eine Möglichkeit zur Kühlung durch Verdunstung, darüber hinaus wird so die Aufenthaltsqualität am Haus gesteigert. Auch die Auswahl der Pflanzenarten im Garten oder Hof kann klimaangepasst erfolgen: Hitzerobuste Pflanzen kommen mit den zu erwartenden Gegebenheiten, wie hohe Sommertemperaturen und Trockenheit, besser zurecht.
Tipp
Siehe Artikel im Kapitel Außen Gestaltung: Ein Beitrag zur Artenvielfalt im eigenen Garten
Gefahr durch Schneelast
In einigen Regionen ergeben sich Risiken durch starke, langanhaltende Schneefälle. Das Dach kann durch das hohe Gewicht in seiner Tragfähigkeit gefährdet sein. Dabei ist nicht nur die Schneehöhe, sondern das Schneegewicht entscheidend. Besonders betroffen sind Flachdächer. Für Balkone sind in schneereichen Gebieten Überdachungen anzuraten, da sich ansonsten große Schneemengen auf der Balkonfläche sammeln können und nach dem Abschmelzen Wasser durch undichte Balkontüren einsickern kann. Verwenden Sie Schneerutschgitter und Schneestoppvorrichtungen in diesen schneereichen Gebieten, um Dachlawinen vorzubeugen.
Tipp
Siehe: Im Kapitel „Planung&Finanzierung“ wird das Thema „Bauen in Zeiten des Klimawandels“ behandel
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Hitzeschutz
Die Behaglichkeitserwartungen der Menschen steigen. Wohnkomfort bedeutet neben warmer Temperaturen im Winter auch angenehm kühle im Sommer. Derzeit sparen wir zwar Heizenergie im Winter ein, doch der Energieverbrauch ist im Sommer aufgrund der stärkeren Klimatisierung erheblich angestiegen.
Altbausanierung
Bei Altbausanierung denken wir in erster Linie daran, in die Jahre gekommene Häuser und Wohnungen zeitgerecht zu gestalten und deren Wohnqualität zu verbessern. Wie das Wort schon sagt, geht es dabei um Sanierung, sprich um „Gesundung“ einer Bausubstanz. Dabei nimmt der energetische Aspekt einen wichtigen Stellenwert ein; wird der bestehende Baubestand energetisch angemessen saniert, kann der Energieverbrauch eines Hauses erheblich vermindert und der Wert einer Immobilie aufgewertet werden.
Gesunde vier Wände
Noch zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts mussten sich die Bauherren wenig Gedanken über die Auswahl der Baustoffe machen, denn die Auswahl war sehr überschaubar und bestand überwiegend aus natürlichen Materialien. Türen und Fenster waren alles andere als luftdicht und sorgten dafür, dass das Gebäude „natürlich belüftet“ wurde.
Nachhaltigkeit beim Bauen
Wir leben in einer Konsumgesellschaft und es kommt immer wieder vor, dass Gebäude bereits nach 50 Jahren wieder abgerissen werden, weil sie für eine Nutzungsänderung nicht flexibel genug sind. Wenn man dabei bedenkt, dass etwa 45% unseres gesamten Energieverbrauchs vom Bausektor verschlungen werden, ist dieses Handeln verantwortungslos. Nun drängt sich die Frage auf, ob die Zeit für ein Umdenken gekommen ist. Liegt die Lösung im „nachhaltigen Bauen“?
Maßnahmen zur baulichen Klimaanpassung
Der Klimawandel wird dazu führen, dass Gebäude in Alpenregionen im Winter weniger geheizt, im Sommer hingegen stärker gekühlt werden müssen. Mit optimalem Sonnenschutz und genügender Nachtauskühlung sind behagliche Innenraumtemperaturen auch ohne Klimaanlage erreichbar.